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- Der Transistor als Analogverstärker
- Der Transistor als Sinusoszillator
- Der Transistor als HF-Verstärker
Hier gibt es das Ganze auch noch für
Feldeffekttransistoren (FETs).
Wer Verstärkerstufen mit Transistoren berechnen will, kommt um
diese Seite nicht
herum.
Transistoren sind kleine schwarze Kästchen mit drei Beinen: C, B und E.
Oder auch riesige glänzende Metallteile mit zwei Anschlüssen und dem
Metallteil als drittem Anschluss.
In den Kästchen oder Metallteilen sitzt eine kleine Platte aus hochreinem
Silizium, symbolisiert durch den etwas dickeren vertikalen Strich. Zwei
Oberflächenteile der Platte sind so mit klitzekleinen Mengen eines drei-
oder fünfwertigen (Halb-)Metalles verunreinigt, eine kleine Pfütze
dazwischen mit dem anderswertigen (Halb-)Metall. Diese Verunreinigungen, unter
Insidern als Dotierung bezeichnet, passen nicht so recht zu dem eigentlich
vierwertigen Silizium, machen aber dass das Teil seine erstaunlichen
Halbleiter-Eigenschaften kriegt.
Je nach Dotierung gibt es zwei Sorten von Transistoren: NPN und PNP. Bei
NPN-Transistoren, wie im Logo und im Anschlussbild dargestellt, kommt der Pluspol der
Stromversorgung an den Kollektor (C) des Transistors, der Minuspol an den Emitter (E).
Macht man das, passiert fast gar nix, nur ein klitzekleiner Sperrstrom fließt
durch den Transistor, die Strecke vom Kollektor zum Emitter ist so gut wie sperrt.
Der BC547 ist ein NPN-Transistor (N=Negativ=5-wertiges Metall als Dotierung,
P=Positiv=3-wertiges Metall als Dotierung). Beim PNP (z. B. einem BC557) ist
fast alles anders herum:
- der Pfeil zeigt auf die Siliziumplatte, nicht von ihr weg,
- der Pluspol kommt an den Emitter, und
- der Minuspol an den Kollektor.
Aber auch hier fließt fast gar nix durch die CE-Strecke, wie beim NPN auch.
Das ändert sich erst dann, wenn wir dem dritten Anschluss, der Basis B, ein
wenig Beine machen und etwas Strom hineindrücken. Aber Vorsicht, nicht zu viel
des Guten, sonst löst sich unser Transistor von dem Seienden und geht in die
ewigen Jagdgründe der Transistoren ein. Praktisch machen wir das mit der
folgenden Schaltung.
Durch die Basis des Transistors fließt jetzt, abgebremst durch den
großen Widerstand, ein Strom. Die Basis-Emitter-Strecke hat als Diode
aber auch eine Durchlassspannung (Forward voltage), wie das jede Diode hat,
nämlich ca. 0,65 V (bei Siliziumdioden). Der Basisstrom beträgt
daher nach dem Herrn Georg Simon Ohm:
I = U / R
I [A] = (UBatterie [V] - UBE-Strecke [V]) / R [Ohm]
I [A] = (9 - 0,65) [V] / 100.000 [Ohm] = 0,000.083.5 [A]
I [µA] = 1.000.000 * I [A]
I [µA] = 83,5 µA
Das ist ganz, ganz wenig Strom, der reicht nicht einmal aus, um eine Leuchtdiode
auch nur ein kleines bisschen leuchten zu lassen.
Das Strommessgerät im Kollektor des Transistors zeigt nun aber einen sehr viel
höheren Strom an, nämlich so um die 20 mA oder mehr. Das würde
schon reichen, um eine Leuchtdiode hell aufleuchten zu lassen. Der Transistor
verstärkt den Strom durch die Basis also um z. B. das 250- oder 300-fache.
Dieser Gleichstromverstärkungsfaktor (englisch: gain) wird als hFE
bezeichnet ("h" steht für Kleinsignal, "F" für
Forward, also Durchlassstrom, "E" für Emitterschaltung). In
älteren Dokumenten wird diese Gleichstromverstärkung auch gerne mit dem
griechischen Kleinbuchstaben beta β abgekürzt.
hFE ist aber bei jedem Transistor verschieden, von der Temperatur und auch
noch etwas vom Kollektorstrom abhängig. "Schlechte"
Transistoren mit niedrigem hFE kriegen ein "A" hinten dran,
"bessere" ein "B" und die ganz "steilen" ein
"C". Wenn man gar nix weiß, fehlt der Buchstabe. Als Regel
kann man sich merken: 100 können alle, außer Leistungstransistoren,
die können nur 40 oder ganz dicke auch mal nur 25. Leistungstransistoren
heißen deshalb so, weil sie Ströme von 1 Ampere und mehr
vertragen, aber eigentlich auch weil sie mehr (thermische) Wärmeleistung
vertragen, die sie mit ihren klobigen Metallflächen nach außen
abgeben können.
Das hohe oder niedrige hFE kann uns erst mal egal sein, wir wissen ja jetzt,
wie man es messen kann. Habe ich gemacht, mit zehn Exemplaren des Transistors
BC547B. Die 9V-Batterie hatte 9,31 V, der Basiswiderstand gemessene
99,5kΩ, der Basisstrom belief sich also auf
I [µA] = 1.000.000 * (9,31 - 0,65) / 99.500 = 87,04µA.
Das ist, was bei den 10 Messungen herauskam. In der zweiten Spalte steht der
gemessene Strom in [mA], in der dritten die sich daraus errechnende
Gleichspannungsverstärkung hFE (hFE = ICE / BE)
und in der vierten habe ich die thermische Leistung des Transistors
P [Watt] = UCE [V] * ICE [A]
P [mW] = 1.000 * P [W]
eingetragen.
# | ICE [mA] | hFE | PCE [mW] |
1 | 25,55 | 294 | 238 |
2 | 31,28 | 359 | 291 |
3 | 28,43 | 327 | 265 |
4 | 30,68 | 353 | 286 |
5 | 33,60 | 386 | 313 |
6 | 33,53 | 385 | 312 |
7 | 27,95 | 321 | 260 |
8 | 28,78 | 331 | 268 |
9 | 32,90 | 292 | 306 |
10 | 25,45 | 292 | 237 |
Die hFE-Werte liegen alle zwischen 290 und 390. Das heißt, dass der
kleine Basisstrom einen um ca. 300-fach höheren Kollektorstrom
fließen lässt.
Wenn man das so macht, sieht man gleich noch einen anderen Effekt: die
Messwerte des Stroms steigen zu Beginn jeder Messung ziemlich rasant
an und man hat Schwierigkeiten, was Verlässliches abzulesen, weil es
immer noch lange etwas mehr Strom wird. Das kommt davon, dass durch die
erzeugte thermische Leistung des Transistors (siehe letzte Spalte, ca.
300 mW) die Temperatur des Transistors bei der Messung auf bis zu
50°C ansteigt. Die erhöhte Temperatur steigert auch den
Kollektorstrom und das hFE.
Der BC547 darf aber nicht mehr als maximal 500 mW verbraten, weil
er sonst zu heiß wird und Schaden nehmen würde. Das liegt
daran, weil die Wärme, die an der Siliziumplatte entsteht, nur
sehr langsam an das Plastikgehäuse und die Anschlussdrähte
abgegeben wird. Das gibt man als Wärmewiderstand in Grad Celsius
pro Watt an. Beim BC547 sind das 250°/W. Da er bei 150°C am
Silizium kaputt geht, sind das bei 25°
Pmax = (125 - 25) [°C] / 250 [°C/W] = 0,4 [W]
= 400 [mW]
Irgendwann verliert der erhitzte Transistor bei der Messung
so viel Wärme durch seine Anschlussdrähte und durch die Luft
um ihn herum, dass seine Temperatur nicht mehr so arg ansteigt und man
dann etwas genauer den Strom ablesen kann. Wer sich also auf einen ganz
bestimmten hFE-Wert verlässt, hat schon verloren, wenn der Sommer
oder der Winter anbricht. Man kann den Effekt aber auch dazu nutzen, um
die Außentemperatur zu messen, nur darf dann der Strom durch den
Transistor nicht so arg hoch wie im vorliegenden Fall sein.
Wie wäre das nun bei einem PNP? Der Kollektor kommt über das
Strommessgerät an Minus, der Emitter an Plus. Der Widerstand kommt jetzt an
Minus und die Spannung an der Basis liegt jetzt um ca. 0,65 V unter der
Betriebsspannung.
Dasselbe gilt jetzt für die Gleichstromverstärkung: Der
Kollektor-Emitter-Strom ICE ist um das hFE-fache größer als
der Basisstrom IBE. Jetzt ist der Transistor "An", wenn man
die Basis ein wenig auf Null Volt hinzieht. Ebenfalls umgekehrt wie beim NPN.
Wozu das alles? Wenn man mit einem kleinen Strom, z. B. mit 8,65 mA
aus einem CMOS-Digitalausgang, einen ganz großen Strom einschalten möchte,
um damit zum Beispiel einen Gleichspannungsmotor von einem Ampere an- und
auszuschalten, macht das der Transistor-Gleichstromverstärker. Dazu braucht
man einen Transistor mit einem hFE von 1.000 [mA] / 8,65 [mA] = 116, der
1 Ampere Kollektorstrom aushält, was z. B. ein BD439 kann.
Leider hat der aber nur ein hFE von ca. 140 und schafft daher das eine Ampere
nur dann, wenn man keinen Montags-Transistor erwischt.
Bei dieser (und bei weiteren Schaltungen mit Motoren oder Relais) ist eine Diode
in Sperrrichtung eingezeichnet. Wozu das denn? Wenn man eine Spule (und die ist in
dem Motor eingebaut) von einem Strom durchfließen lässt, baut diese ein
Magnetfeld auf. In dem Magnetfeld ist ein Teil der Energie, die mit dem Strom in
die Spule gelangt, enthalten (der Teil, der nicht in Wärme umgewandelt wird).
Wenn jetzt der Strom etwas niedriger werden würde, würde sich dieses
Magnetfeld verringern und die gespeicherte Energie dieser Verringerung entgegen
wirken: die Verringerung des Stroms wird abgebremst, indem aus dem Magnetfeld
"rückwärts" Strom in die Stromquelle fließt. Das solange
bis die gespeicherte Energie dem neuen Stromfluss entspricht, dann ist das
Magnetfeld teilweise entladen.
Wenn der Transistor nun weniger Strom liefert und sich das Magnetfeld sich dieser
Änderung widersetzt, wo geht dann der Strom hin? Die CE-Strecke kann den
"Rückstrom" aus dem Magnetfeld nicht nach Masse ableiten, weil sie
ja als Diode wirkt und negative Spannung am Kollektor zum Emitter hin nicht
durchgelassen wird. Und noch dramatischer: Wo soll die gespeicherte Energie
hin, wenn der Transistor den Strom abrupt und gänzlich ausschaltet? Dann
gibt es keine Stromquelle mehr, weil die CE-Strecke rückwärts nix
durchlässt. Nun: Energie, die nicht durchgelassen wird, macht um so
höhere Spannung: beim Abschalten kann so ein Motormagnet Spannungen von
einigen Hundert Volt und mehr kriegen. Und das würde die nichtleitende
CE-Strecke zerstören, weil sie für diese Hochspannung nicht ausgelegt
ist (beim BC547 sind das gerade mal 50 Volt).
Dafür also die Diode: sie bietet dem Rückstrom einen bequemen Ausweg.
Wird die Spannung am Motor negativ, wird sie leitend und schließt die
Spannung mal eben kurz. Die Diode muss dabei etwa ebenso viel Strom verkraften,
wie man zum Laden des Magnetfelds aufgewendet hat (also hier ca. 1 A).
Eine 1N4148 wäre damit überfordert und schnell kaputtgeschossen. Es
müsste da schon eine 1N4000 oder noch was Dickeres her.
Wozu diese Schaltung wenn man den Motor auch mit einem hundsordinären
mechanischen Schalter ein- und ausschalten kann? Nun, mechanische Schalter
altern und geben irgendwann ihren Schaltergeist auf. Und schon wegen dem
Hochspannungsrückschlag bei jedem Abschalten des Motors brennen im
Schalter jedesmal ein paar Mikrogramm Eisen ab und verwandeln sich in
Eisenoxid, vulgo Rost. Irgendwann ist dann der Schalter überwiegend
Rost, die Kontakte leiden und ihr Widerstand steigt. Was das Altern dann
noch beschleunigt, weil dann bei jedem Schalten auch noch Wärme
erzeugt wird (P = U * I, I = U / R, P = U2 / R) und irgendwann
weigert sich der Schalter seinen Namen noch ernst zu nehmen: er schaltet
nur noch manchmal und irgendwann gar nicht mehr. Lummerland ist schlicht
abgebrannt.
Transistoren altern hingegen praktisch gar nicht. Und der Rückschlagdiode
ist es auch weitgehend egal, wie oft durch sie mal Abschaltstrom hindurch
geflossen ist. Schon das dürfte ein gutes Argument sein, die Mechanik
wegzulassen und lieber den Transistor schalten und walten zu lassen.
Das Gleiche gilt übrigens auch für irgendwelche Relaiskontakte,
die Schlaumeier statt des mechanischen Schalters verwenden. Bei denen kann
man beim Abbrennen manchmal sogar zuschauen, wenn sie ein durchsichtiges
Gehäuse haben: jedes Abschalten ein kurzer Blitz am Kontakt. Beim
Transistor blitzt da rein gar nix.
Was tun, wenn die Verstärkung eines Transistors nicht ausreicht, um mit
einem kleinen Basisstrom einen ganz großen Kollektorstrom (z. B. von
5 Ampere) voll durchzusteuern? Abhilfe schafft da ein zweiter Transistor:
er verstärkt den Basisstrom zusätzlich und treibt damit die Basis des
BD439 an. Das erhöht mit einem BC547A die Verstärkung auf 180 * 140 =
25.200. Die Schaltung heißt Darlington und kommt mit beiden
Transistoren und dem Widerstand in einem einzigen Gehäuse auch integriert,
z. B. als BD677 oder, für noch höhere Ströme, als MJ3000
wie in dem nebenstehenden Bild zu sehen.
Da nun zwei Basis-Emitter-Strecken Spannung fressen, braucht der
Darlington ca. 1,3 V zur Ansteuerung. Dafür hat das Gebilde jetzt so
viel Verstärkung, dass es auch den hohen Anlaufstrom des Motors mit 5 A
voll aussteuert.
Die noch verbleibende Restspannung an der CE-Strecke bei voller Aussteuerung
liegt bei ca. 0,2 V und macht dem Motor nichts mehr aus. Weil die Leistung
der CE-Strecke in diesem Fall bei P = U * I = 0,2 [V] * 1 [A] = 0,2 [W] liegt,
brauchen wir dafür eigentlich gar keinen Leistungstransistor mehr, denn das
kann auch ein BC547. Nur für die kurze Zeit, die der Transistor braucht,
um von Null auf Voll zu gehen, verbrät er dann noch Leistung. Aber der
BC547 ginge bei 1 [A] Kollektorstrom auf jeden Fall kaputt, weil er nur
für maximal 0,1 [A] gemacht ist. Die niedrige thermische Leistung im
durchgeschalteten Zustand bedingt aber, dass wir den Leistungstransistor
nicht groß kühlen müssen, er muss nur die 1 [A] vertragen.
Also immer schön die vom Hersteller spezifizierten Grenzen (Spannungen,
Ströme, thermische Leistung) im Auge behalten, wenn man den Transistortyp
auswählt. Die Datenblätter aller Transistoren kriegt man aus dem
Internet, wenn man nach "Transistor BC547 datasheet" sucht.
Was nun, wenn man den Motor heute rechts herum und morgen links herum drehen
lassen will. Schlaumeier vertauschen einfach die Anschlüsse des Motors
oder benutzen einen zweipoligen Umschalter und sind schon fertig. Aber auch
das kann man elektronisch mit Transistoren lösen. Wir brauchen dazu
für jeden Anschlussdraht des Motors zwei Transistoren: einen der den
Anschluss auf Plus, und einen weiteren, der denselben auf Minus ziehen kann.
Jeweils nur einer der beiden Transistoren wird eingeschaltet, der andere
bleibt ausgeschaltet damit kein Kuddelmuddel-Kurzschluss die Transistoren
killt. Auf der anderen Seite des Motors genau umgekehrt und schon ist die
Vorwärts-/Rückwärtsteuerung perfekt.
Die vier Transistoren, je zwei BD439 und BD440, treiben jetzt wechselseitig
die Brücke an. Im gezeichneten Zustand ist der linke BD439 leitend
geschaltet, da seine Basis über 1 kΩ und die untere Zenerdiode
auf Plus-Potenzial liegt. Wäre der linke Schalter SL anders
gepolt, dann läge die Basis des oberen Transistors, eines PNP, über
die obere Zenerdiode und dem 1 kΩ-Widerstand auf Minus und er
würde leitend. Bei offenem Schalter fließt überhaupt kein
Strom, denn die beiden Zenerdioden summieren sich auf eine Spannung oberhalb
der Betriebsspannung, sie sind daher nicht leitend.
Damit es nicht langweilig wird, ist die rechte Seite anders geschaltet: hier
ist der NPN oben und der PNP unten. Ist die linke untere Brücke so wie
gezeichnet eingeschaltet, liegt am Emitter des rechten oberen BD439 der Motor
über die linke untere CE-Strecke auf niedrigem Potenzial. Der Schalter
legt nun die Basis des oberen rechten Transistors über 1 kΩ
auf Pluspotenzial, versorgt die Basis mit Strom und der rechte obere
Transistor wird leitend. Die roten Pfeile zeigen, wie der Strom in diesem
Fall läuft;
Ist der linke Schalter auf der unteren Stellung, dann ist der linke obere
Transistor leitend und legt über den Motor den Emitter des unteren
rechten Transistors auf Pluspotenzial. Mit dem rechten Schalter SR
wird die Basis des rechten unteren Transistors über den Widerstand
von 1 kΩ auf Null gezogen, es fließt Basisstrom und der
rechte untere Transistor wird leitend. Dass jetzt die Basis des oberen
Transistors gegenüber seinem Emitter auf einer negativen Spannung liegt,
macht rein gar nix aus, denn die Basis-Emitter-Strecke ist ja eine Diode
und sperrt in falscher Richtung den Stromfluss. Beide Basisanschlüsse
können daher einfach verbunden werden.
Die Konstruktion auf der rechten Seite ist natürlich einfacher, weil
zwei Widerstände und die beiden Zenerdioden der linken Seite entfallen.
Wir häten auch die linke Seite so verschalten können. Da aber so
sowohl der linke als auch der rechte Schalter in der oberen Stellung an
Plus gehen, könnten wir den jetzt auch einfach weglassen und
bräuchten nur einen einzigen Schalter. Irgenwie clever, oder?
Da der Motor bei der Brückenschaltung mal vorwärts und mal
rückwärts Strom kriegt, geht die Ableitung des Rückstroms
aus dem Motor-Magnetfeld natürlich nicht so einfach mit einer Diode.
Dafür müssen es hier schon vier Dioden sein.
Das Prinzip der NPN-PNP-Brückenschaltung gibt es auch bei
NF-Verstärkern, siehe das Beispiel weiter unten.
Auf Dauer ist das Nur-Aus oder Nur-Ein des Transistorschalters etwas langweilig,
Transistoren können noch ganz viel mehr, nämlich regeln.
Nehmen wir an, wir wollten eine Leuchtdiode mit einem gleichbleibenden Strom von
z. B. 20 mA leuchten lassen. Das geht mit einem Widerstand natürlich
einfacher. Der muss nur so groß sein, dass er die Differenz aus 9 V
und der LED-Spannung in Durchflussrichtung (z. B. 2,0 V) wegfängt
und beliefe sich auf
RV = (9 - 2,0) / 0,020 = 350 Ω
Mit einem E12-Widerstand von 330Ω würden sich 21,2 mA einstellen.
Was, wenn wir statt einer Leuchtdiode nun zwei hintereinanderschalten? Dann
verbraten die 2 * 2,0 = 4 Volte. Und der Widerstand müsste jetzt
nur noch 250Ω groß sein.
Eleganter geht das mit einem Transistor. Dazu stellen wir seine Basis mit einem
Spannungsteiler aus zwei Widerständen auf die halbe Betriebsspannung ein
und legen den Emitter mit einem Widerstand auf eine hohe Spannung. Der Transistor
stellt jetzt den Strom durch die Kollektor-Emitter-Strecke so ein, dass die
Emitterspannung auf 4,5 - 0,65 V = 3,85 V liegt. Das ist dann der Fall,
wenn der Strom durch den Emitterwiderstand von 180Ω dessen Spannung
auf 3,85 V bringt. Die Größe des Emitterwiderstands regelt
also den Strom, in diesem Fall auf
ICE = (4,5 - 0,65) / 180Ω = 0,021 A = 21 mA
Und das macht er dann immer so, egal ob eine oder zwei LEDs an den Kollektor
angeschlossen sind oder ob die Leuchtdiode 2 oder 3 Volt hat und Spannung
fressen: die CE-Strecke frisst den Überschuss weg und die LEDs haben immer
den gleichen Durchflussstrom.
Natürlich stimmt unsere Rechnung nicht ganz, denn
- die Basis-Emitter-Strecke braucht auch Stom, in diesem Fall 21mA / hFE
oder ca. 100µA, so dass der Spannungsteiler eine geringfügig
niedrigere Spannung aufweist, da die Basis-Emitter-Strecke parallel zum
unteren Spannungsteiler-Widerstand liegt,
- durch den Emitter-Widerstand fließt nicht nur der CE-Strom sondern
auch der Basisstrom. Da aber die 100µA Basisstrom gegen die 21mA
CE-Strom kaum ins Gewicht fallen, macht sich das praktisch nicht bemerkbar.
Um diese Ungenauigkeit zu vermeiden und überdies die Schaltung fit zu
machen für (fast) jede beliebige Betriebsspannung, von 4 bis 40 Volt,
tauschen wir nur einige wenige Bauteile aus:
- statt des unteren Spannungsteiler-Widerstands nehmen wir zwei normale
Siliziumdioden in Durchflussrichtung hintereinander, und
- den Emitterwiderstand machen wir 33Ω groß.
Jetzt bleibt die Spannung an der Basis immer bei 1,30V, egal welche
Betriebsspannung wir anlegen. Bei 4 Volt fließen durch den
oberen Widerstand halt I = (4 - 1,3) / 10.000 = 0,00027 A = 270µA,
bei 40 V halt (40 - 1,3) / 10.000 = 0,00387 A = 3,87 mA. Und:
verlangt die Basis-Emitterstrecke jetzt halt 20 mA / hFE = 100µA,
dann verringert sich dadurch nur der Strom durch die beiden Dioden um diese
100µA. Das funktioniert nur dann nicht mehr, wenn der Basisstrom
270µA übersteigt, aber dann würden wir einfach einen halb
so großen Widerstand statt 10kΩ nehmen und alles wäre
wieder paletti.
Nun ist es auch egal, wieviele der LEDs wir hintereinander schalten. Wenn
das die Betriebsspannung hergibt, können wir z. B. 15 hintereinander
schalten, macht 30 V. Zusammen mit den beiden Spannungen
- 0,65 V für den Emitterwiderstand, und
- 0,1 V für die Sättigungsspannung der CE-Strecke bei 20 mA,
müsste die Betriebsspannung oberhalb von 31 V liegen, damit alle
LEDs mit dem gleichen Strom leuchten.
Man beachte ferner, dass bei 40 V Betriebsspannung und nur einer einzigen
LED der Transistor die ganze Restspannung von (40 - 2,0 - 0,65 - 0,1) V abfangen
muss und bei 0,02 A eine Wärmeleistung von P = U * I = 0,783 Watt = 783 mW
abkönnen muss. Ein BC547 würde da schlapp machen und rasch den
Geist aufgeben und den Hitzetod sterben, denn der kann nur unter besonders
günstigen Umständen bis zu 500 mW. Aber nur ziemlich
verrückte Freaks betreiben eine einzige LED alleine mit 40V
Betriebsspannung.
Die Schaltung mit einer konstanten Spannung an der Basis kann aber noch
mehr: da der Transistor immer die um 0,65 V niedrigere Spannung an seinem
Emitteranschluss versucht einzustellen, kann man ihn auch als Spannungsregler
einsetzen. Dazu setzt man eine um 0,65 V höhere Spannung an seiner
Basis an, z. B. mit einer Zenerdiode und einem Widerstand. Am Emitter
schließt man die zu versorgende Schaltung an. Egal, was die gerade an
Strom verbraucht: der Transistor hält die Spannung immer konstant.
Aber Obacht: die Schaltung ist nicht kurzschlussfest: der Transistor liefert
bei einem Kurzschluss alles, was das angeschlossene Netzteil und der
Vorwiderstand auf der Zehnerdiode (mal hFE) so hergibt und zerstört sich
dabei unter Umständen selber.
Der Elko ist übrigens bitter nötig, da Zenerdioden ziemlich stark
rauschen und sich dieses Rauschen mit Verstärkung dann auch auf die
Ausgangsspannung fortsetzen würde. Und stark rauschende
Versorgungsspannungen können CMOS- oder Mikrocontroller-Schaltungen so
richtig zum Nachdenken bringen, ob jetzt der richtige Schaltzeitpunkt ist
oder vielleicht doch noch nicht. Der Elko macht daher die Rauschspannung
platt.
Das hier zeigt an einer etwas aufwändigeren Schaltung, wozu eine
Brückenschaltung noch dienen kann: sie macht einen Konstantstrom
für eine Duo-LED rot/grün. Je nachdem, ob die Duo-LED an Null
Volt (rot) oder an +5 Volt (grün) angeschlossen wird, treibt
entweder der obere NPN oder der untere PNP die LED an. Durch die beiden
Emitterwiderstände von 33Ω wird dabei der Strom bestimmt.
Die beiden Widerstände können dabei auch ohne Weiteres sogar
unterschiedlich groß sein, so dass die Schaltung auf gleichen
Helligkeitseindruck der LEDs eingestellt werden kann.
Die Auslegung sieht vor, die Basisspannung des NPN knapp unter (2,5 +
0,65) V einzustellen, so dass der NPN bei nicht betätigter LED
gerade noch nicht leitend wird. Für die Basisspannung des PNP wurde
dazu (2,5 - 0,65) V gewählt, so dass der Ruhestrom bei nicht
angeschlossener LED sehr gering bleibt.
Wird nun die LED mit ihrer roten Kathode auf Null Volt gezogen, dann
stellt sich am Kreuzungspunkt der beiden Emitterwiderstände eine
Spannung von +2,0 V ein. Da die Basisspannung des NPN auf 3,14 V
liegt, fließt jetzt Strom durch den NPN, bis sein Emitter auf
(3,14 - 0,65) = 2,49 V liegt. Das ist bei einen Strom von (2,49 - 2,0)
/ 33 = 15 mA durch die rote LED der Fall.
Liegt die LED an +5 V, dann liegt der Kreuzungspunkt der beiden
Emitterwiderstände auf +3,0 V. Da jetzt die Basisspannung des NPN
bei mindestens (3,0 + 0,65) = 3,65 V liegen müsste, um Basisstrom
zu bekommen, aber nur bei 3,14 V liegt, ist der NPN still. Dafür
ist nun der PNP aktiv: seine Basisspannung liegt bei 1,86 V und der
Emitter daher bei (1,86 + 0,65) = 2,51 V. Die Differenz zu +3,0 V
treibt nun die grüne LED an.
Der Strom durch die drei Widerstände liegt übrigens bei 160µA.
Das ist gegenüber dem Basisstrom von 0,015 / hFE = 0,015 / 300 =
49µA nur wenig, so dass sich die Basisspannung durch das Antreiben
der LED nur gering auf die Spannung im Widerstandsteiler auswirkt. Da das
zu einer Verringerung des LED-Stroms führt, ist die Änderung
durch den Basisstrom jedenfalls nicht schädlich. Wer es noch genauer
haben möchte, verkleinert die drei Widerstände in etwa proportional,
dann steigt der Spannunsteilerstrom und die Basisströme machen dann
noch weniger Einfluss.
Schaltungen wie diese entwirft man mit einer Tabellenkalkulation. In deren
Zellen schreibt man sich z. B. die Größe der drei
Spannungsteiler-Widerstände, berechnet sich daraus die Basis- und
daraus wiederum die Emitterspannungen. Daraus ergibt sich dann auch der
Strom. Mit der Kalkulation kann man mit den Werten spielen und kann so
sehen, ob es funktionieren könnte.
Die Konstantstrom- oder Konstantspannungs-Schaltung macht kaum Gebrauch von
der Verstärkung, die Transistoren so aufweisen. Das ist bei
Analogverstärkerschaltungen anders: sie sollen NF-Spannungen
verstärken und können das nur, wenn der Transistor die
Verstärkung liefert.
Verstärker können für Kleinsignale von wenigen Millivolt oder
für Großsignale von mehreren Volt ausgelegt werden. Hier zunächst
die Kleinsignalvariante.
Das NF-Signal einfach an die Basis anzulegen, würde gar nix bringen.
Weder erreicht der Wechselstrom in seiner Spitze Spannungen, die die Basis
überhaupt beeindrucken würden (ab 0,65 V geht es erst los) noch
machen die negativen Spannungsspitzen der Basis Eindruck, da sie der
Basis-Emitter-Diode mit völlig falscher Polarität, und zwar in
Sperrrichtung, nicht beikommen.
Es muss daher schon von vornherein ein Basisstrom eingestellt werden, damit
es funktioniert. Das macht der 1MΩ-Widerstand in dieser Schaltung: von
vornherein fließen schon mal 8,4µA und verursachen bei einem hFE
des Transistors von 200 einen Kollektorstrom von 1,7 mA. Der
Kollektor-Widerstand von 2,7kΩ ist so bemessen, dass an ihm etwa die
halbe Betriebsspannung abfällt.
Die NF-Eingangsspannung steuert jetzt ihren Beitrag zum Basisstrom bei. Dazu
wird sie mit einem Kondensator gleichstrommäßig getrennt, denn an
der Basis liegen ja +0,65V an, und die sollen auch so dableiben. Dasselbe
am Kollektor: die weitere Signalverarbeitung erfolgt über einen Kondensator,
der die Wechselspannung durchlässt und die Gleichspannung aussperrt.
Die Schaltung kehrt die Polarität des Eingangssignals um: steigt der
Basisstrom durch positive Spannungsspitzen an, zieht der Transistor mehr
Kollektorstrom und die Spannung am Kollektor sinkt. Umgekehrt bei negativen
Spannungsspitzen: der Kollektorstrom sinkt, die Kollektorspannung steigt. Es
handelt sich also um einen invertierenden Verstärker.
Das Gebilde verstärkt das Signal ca. 61-fach (ein Teil der Verstärkung
des Transistors verschwindet in der Herabsetzung des Ausgangswiderstands der
Schaltung), macht also aus 5 mV Mikrofonspannung ca. 250 mV
verstärktes Signal. Brauchen wir mehr, darf es auch ein Transistor mehr
sein.
Die Schaltung ist nicht sehr Großsignal-spannungsfest. Schon mit etwas
mehr als 65 mV Eingangsspannung verzerrt das Ausgangssignal, weil der
Transistor mehr als I = 9 / 2700 = 0,0033 A = 3,3 mA an
Kollektorstrom zieht und die Kollektorspannung bei den positiven
Spannungsspitzen des Wechselstromsignals gegen Null geht. Um mehr zu
können, braucht es etwas mehr an Kollektorstrom, z. B.
5 mA, und etwas weniger Kollektorwiderstand. Aber den Verstärker
bauen wir etwas anders.
Bei diesem Verstärker erkennen wir einige Elemente aus dem Kapitel über
Konstantstrom:
- die Basis wird mit einem Widerstands-Spannungsteiler aus 68kΩ
nach Plus und 22kΩ an Minus gleichspannungsmässig auf ein etwas
höheres Niveau gebracht (+1,92 V),
- ein Emitterwiderstand stabilisert den Kollektorstrom auf in diesem Fall
5,73 mA, indem der Emitterwiderstand von 220Ω die Spannung am
Emitter auf 1,26 V legt.
Damit ist auch bei wechselndem hFE (durch Temperatur und Exemplarstreuung) der
etwa gleiche Arbeitspunkt des Transistors eingestellt.
Da der Emitterwiderstand auch für die dem Basisstrom aufgeprägte
Wechselspannungsänderung bei Ansteuerung der Basis ebenfalls eine
Gegenkopplung bewirken und damit eine Minderung der Verstärkung verursachen
würde, wird der Emitter-Widerstand mittes des 10µF-Elkos für
Wechselspannung kurzgeschlossen. Sein Scheinwiderstand beträgt bei
100 Hz ZC = 1 / 2 / Π / 100 / 0,000.01 = 159Ω. Da
die beiden Widerstände, 220Ω und 159Ω parallel geschaltet
sind, beträgt der Widerstand für 100 Hz Wechselspannung nur
RE(100) = 1 / (1 / 220 + 1 / 159) = 92,3Ω und bei höheren
Frequenzen sogar noch viel, viel weniger. Er bremst daher die Verstärkung
nicht so arg ab.
Die Spannungsverstärkung beträgt in diesem Fall bei 1.000 Hz
etwa 38, die maximale Höhe des verarbeitbaren Eingangssignals liegt bei
160 mVpp. Vpp wird als Volt-Peak-Peak ausgesprochen
und ist bei Wechselspannung der Spannungsunterschied zwischen dem höchsten
und dem niedrigsten Punkt der Spannung. Die Umrechnung von Veffektiv
in Vpp erhält man durch Multiplikation mit 2 und mit Wurzel
aus 2. 160 mVpp entsprechen daher 56,6 mVeff.
Der Kollektor-Ruhestrom ist mit 5 mA ein wenig kräftiger ausgelegt als
beim vorherigen Beispiel. Diese Stufe kann daher als nächste an die Erste
angehängt werden, wenn mehr Verstärkung gebraucht wird. Da beide
Verstärkerschaltungen das Eingangssignal invertieren, hebt sich die
Invertierung der ersten Stufe in der zweiten wieder auf und wir kriegen ein
nicht-invertiertes Signal am Ende heraus.
Wer noch mehr Leistung braucht, z. B. um einen 8Ω-Lautsprecher mit
zwei Watt anzutreiben, der braucht dazu etwas mehr als nur die 5 mA,
denn P = U * I und I = U / R und beides zusammen ist P = U2 / R
und U = √(P * R) = √(8 * 2) = 4 V. Bei 4 V fließen
allerdings durch einen 8Ω-Lautsprecher schon I = U / R = 4 / 8 =
0,5 A, also 100 mal mehr als in der obigen Verstärkerstufe. Da die
Leistungen, Spannungen und Ströme effektive Größen sind,
braucht diese Stufe schon 4 * 2 * √(2) = 11,3 Vpp
und lässt sich mit einer 9V-Batterie gar nicht mehr erreichen, es
muss also mehr her.
In dem gezeichneten Beispiel taucht wieder die Brückenschaltung mit einem
NPN und einem PNP auf, die wir schon vom Motorteiber her kennen. In dieser
Schaltung arbeitet diese aber analog und nicht als Schalter. Die
NF-Eingangsspannung liegt dazu am positiven Eingang eines
Operationsverstärkers. Dieser vergleicht ein Zehntel der Spannung am
Emitter des NPN und des PNP bzw. des Lautsprechers mit der Eingangsspannung.
Ist diese niedriger als das Zehnfache der Eingangs-Signalspannung, dann
wird die Spannung am Ausgang des Operationsverstärkers höher, ist
sie niedriger wird sie verringert. Die beiden Basen des NPN- und des
PNP-Transistors werden also entsprechend der Eingangsspannung gesteuert und
dabei mit zehn multipliziert.
Aber Obacht, die Schaltung ist unvollständig. Damit das Ganze stabiler
wird, müssen noch einige Anti-Schwing-Maßnahmen eingebaut werden,
denn solche Operationsverstärker sind sehr schnell. Auch sollte die
Betriebsspannung des Operationsverstärkers stabilisiert sein, damit
sie nicht von der Aussteuerung des Lautsprechers abhängig ist.
Wer funktionierende NF-Verstärker nach diesem Prinzip sucht, wird im
Internet fündig, z. B.
hier.
Transistoren können aber noch viel als nur Schalten und Verstärken:
sie können sogar zum Schwingen angeregt werden und produzieren dann sehr
schöne Sinuswellen. Und das geht so.
Der Analogverstärker aus dem vorherigen Kapitel hat eine sehr brauchbare
Eigenschaft, um das zu bewerkstelligen: er kehrt die Polarität des
analogen Eingangssignals um.
Wird die Spannung an der Basis etwas höher als vorher, dann steigt der
Emitterstrom an und die Emitterspannung wird höher. Mit höherem
Emitterstrom wird aber auch der Kollektorstrom höher. Da ein größerer
Kollektorstrom am Kollektorwiderstand dazu führt, dass die an ihm
abfallende Spannung größer wird, sinkt die Spannung am Kollektor.
In der Darstellung ist das für unterscheidliche Basisspannungen dargestellt.
Das Signal am Kollektor ist also gegenläufig zur Basisspannung. Im
Elektroniker-Jargon nennt man das "Phasenumkehr".
Die Verstärkung des Transistors beträgt in diesem Fall genau 5,7, weil
der Kollektorwiderstand 5,7-mal größer ist als der Emitterwiderstand.
Wenn wir das Signal am Kollektor nun einfach an die Basis zurückkoppeln
würden, kriegen wir einen Oszillator: steigende Basisspannung verringert
die Kollektorspannung, verringerte Kollektorspannung senkt die Basisspannung
und steigert damit die Kollektorspannung. Da das beides mit Maximalgeschwindigkeit
erfolgt, kriegen wir einen ziemlich schnellen Oszillator: so in der Nähe der
Grenzfrequenz des Transistors, bei der seine Verstärkung Eins wird. Das
ist bei einem BC547B so um die 300 MHz, und etwas zu schnell für
einen Lautsprecher und das menschliche Ohr. Es muss also eine Bremse rein in
die Rückkopplung, die diese etwas verzögert.
Solche Bremsen sind RC-Glieder aus einem Widerstand und einem Kondensator.
Diese verzögern das Signal, weil der Kondensator etwas Zeit braucht, bis
er geladen und wieder entladen ist. Die komplette Schaltung sieht dann so aus:
Die Rückkoppelei erfolgt über Kondensatoren mit 22 nF und
Widerstände mit 10 kΩ. In der dritten Stufe stellen die
Widerstände von 15 kΩ und 47 kΩ parallel als auch
der Basiswiderstand die 10 kΩ ebenfalls ein.
Dem Emitterwiderstand ist, wie bei der Verstärkerschaltung, ein
Kondensator von 1 µF parallel geschaltet, der die Verstörkung
bei Wechselspannung erhöht. Der Kondensator hat bei 598 Hz einen
kapazitiven Scheinwiderstand von ZC = 1 / 2 / Π / 598 / 10-6
= 266 Ω, parallel zum 470 Ω haben beide zusammen
170 Ω. Während die Gleichspannungsverstärkung des
Transistors V= = 2700 / 470 = 5,7 beträgt, ist seine
Wechselspannungsverstärkung auf V~ = 2700 / 266 = 15,9
angestiegen. Genug, aber nicht übermäßig Verstärkung.
Noch ein wenig Rechnerei. Die Schaltung schwingt bei 598 Hz. Das
entspricht einer Kreisfrequenz von ω = 2 * Π * 598 = 3.757
(klein omega). Die Kreisfrequenz ω entspricht ω = 1 / R / C.
Damit kann man mit f = 1 / 2 / Π / R / C den Oszillator mit jeder
gewünschten Frequenz designen. Aber aus der Formel keine Wunder
erwarten: die resultierende Frequenz weicht immer ein wenig von der
errechneten ab, schon weil die Kondensatoren um 10% nach oben und unten
abweichen. So hätten es hier eigentlich 723 Hz sein sollen,
es sind aber nur 598. Wer es ganz frequenzgenau haben will, nimmt
einen Mikrocontroller und ein R/2R-Netzwerk, wie bei diesem
hier.
Das hat dann Quarzgenauigkeit. Wer einfach nur ein wenig herumpiepsen
will, braucht das aber nicht und ist mit dem hier besser bedient.
Links sieht man den schnuckeligen Aufbau des Ganzen auf dem Breadboard.
Rechts ist das schöne Ergebnis der Bemühungen auf dem Oszi
zu sehen: ein astreiner Sinus. Schöner geht nur mit einem echten
LC-Oszillator.
Was wenn es jetzt etwas schneller zugeht als mit 600 Hz. Dann kann man
entweder einen Breitbandverstärker bauen, ohne Schwingkreis aber mit
einem Bandfilter, oder die Schaltung ganz gezielt auf eine einzige Frequenz
hin auslegen. Je nach Frequenzbereich kann man weiter mit einem BC547 (dessen
Transitfrequenz, bei der die Verstärkung auf Eins zurückgeht, immerhin
bei 300 MHz liegt) oder auch mit speziellen HF-Transistoren arbeiten. Die
haben ein kleineres Basispfützchen als Dotierung, haben daher etwas weniger
hFE, aber das auch bei noch höheren Frequenzen.
Der Vorteil bei einer Festfrequenz-Verstärkerstufe ist, dass man im
Kollektor einen Schwingkreis einsetzen kann, der auf die zu verstärkende
Frequenz (hier: 455 kHz) abgestimmt werden kann (hier: mit einer Spule von ca.
100µH). Der Gleichstromwiderstand der Spule ist sehr niedrig, aber der
Wechselstromwiderstand bei der Resonanzfrequenz hat es in sich:
- Bei 455 kHz beträgt der Scheinwiderstand ZL der
Spule ZL = 2 * Π * 455.000 * 0,000.1 = 291,5 Ohm.
- Der Scheinwiderstand des Kondensators ist mit ZC =
1 / 2 / Π / 455.000 / 0,000.001.2 genauso groß.
- Da aber die Güte des Schwingkreises 40 oder 100 beträgt,
je nach Güte der Spule, hat der Schwingkreis einen Scheinwiderstand
von 11,7 bis 29,2 kΩ (Resonanzüberhöhung).
Damit wird der Kollektorwiderstand viel größer als bei der
NF-Schaltung (0,82 kΩ), jede Kollektorstrom-Änderung bewirkt
daher 14 bzw. 36 mal so hohe Amplituden am Kollektor und damit eine viel
höhere Verstärkung.
Hier
sind zwei solcher Verstärkerstufen für eine Empfangsfreuenz von
77,5 kHz (Zeitzeichensender DCF77 auf Längstwelle) beschrieben.
9 Fazit
Transistoren können in sehr unterschiedlicher Weise eingesetzt werden:
als Verstärker sowohl als auch als Regler. Es lohnt daher zu lernen,
wie solche Teile funktionieren und wozu man sie gebrauchen kann. Auch wenn
man dann doch zu einem fertig integrierten IC greift, lohnt es sich zu
wissen, wie dessen Innereien funktionieren.
Wer das alles verstanden hat, kann sich hier auch
noch die Seiten über Feldeffekttransistoren reinziehen.
©2019-2022 by Gerhard Schmidt